Comtheo * Predigten aus dem Vikariat von Susanne und Martin Jensen


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17.Oktober 1999 - 20.Sonntag nach Trinitatis- 
1.Mose 8,18-22
Susanne Jensen

Liebe Schwestern und Brüder,
Auf unserer Erde
leben zur Zeit 6 Milliadren Menschen.
Jeder Mensch ist ein Individuum,
ein einmaliges Wesen, von Gott geliebt.
Jeder Mensch ist Teil der Schöpfung Gottes.

Unsere Erde quillt über von Leben.
Über und über voll - voller Leben
und damit voller Segen.

6 Milliarden Menschen 
und jeder Mensch ein Kind Gottes.
Dies ist eine Glaubensaussage.

Wenn ich diese Glaubensaussage mit dem Herzen spreche,
weiß ich gleichzeitig verstandesmäßig, daß die Überbevölkerung
eine absoluten Bedrohung unserer Welt ist.

Doch was den Wert eines jeden Menschen
anbelangt, kann ich von der Glaubensaussage 
nicht abweichen, - reale Bedrohung durch 
Überbevölkerung hin oder her.

Ich bin einer der 6 Milliarden Menschen
und versuche mein Leben so gut es geht
vor Gott zu verantworten.

Ich bin eingebunden in den Friedensbund Gottes,
denke, liebe und atme unter seiner Sonne,
wie alle anderen Menschen auch.

Es könnte so schön sein. -

Doch das Bewußtsein, 
daß das Leben auf unserer Erde bedroht ist, 
läßt sich nicht verdrängen.
Es ist notwendig, dies wahrzunehmen.

Die Bedrohung sitzt uns allen im Nacken.
Ob es nun Meldungen sind von Umweltkatastrophen,
erzeugt duch Klimaveränderungen, 
oder Kriegsberichte aus nahen und fernen Regionen, 
oder geschehene Unfälle in Kernkraftwerken.

Alles ist möglich, menschenmöglich - unheimlich 

In schnellen Schritten nähern wir uns der
Jahrtausendwende, dem Millenium.
Bei der Planung der feierlichen Begehung
dieses schönen Jahres 2000 - kommt den Planern 
immer die Apokalypse in den Sinn.
Apokalypse, ein anderes Wort für Offenbarung.
Im Buch der Offenbarung, dem letzten Buch der Bibel
finden sich schreckliche Bilder für das Endgericht.
Kämpfe des Bösen gegen das Gute, 
Katastrophen in weltzerstörerischem Ausmaß.

Es ist kein Zufall,
daß gerade diese Bilder des Schreckens uns
beim Gang in das nächste Jahrtausend begleiten.
Die Schreckensbilder, an die wir uns
erinnern können treiben uns um.

Es könnte so schön sein,
doch es ist so, wie es ist.

Hoffnungsfroh
greiffe ich zur Bibel, dem Buch in dem 
Gottes Wort an uns zu finden ist.
Ich schlage dieses Buch der Bücher ganz Vorne auf.
1.Buch Mose, 1.Kapitel, 
Schöpfungsgeschichte, - das ist gut:
In 7 Tagen, Herr, hast Du die Welt geschaffen.
Himmel und Erde, Licht und Finsternis,
Land und Meer, 
Sonne, Mond und Sterne ...
es war gut, es war gut, 
es war so gut -

Gerne magst du Walfische,
wimmelndes Getier, gefiederte Vögel 
und gerne hast du sie gesegnet.

Deine Schöpferfreude nahm kein Ende.
Zu Dir selbst sprachst Du:
„Lasst uns Menschen machen!“

Menschen machen, 
ein tolles Projekt.
Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde,
zum Bilde Gottes schuf er ihn;
und schuf sie als Mann und Frau.

So lese ich es im 1.Kapitel des Buches der Bücher:
Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte,
und siehe, es war sehr gut.

Es hätte so gut weitergehen können,
wenn Gott nicht das Handeln den Menschen
überlassen hätte.
Seine Gebilde sollten nun diese schöne Erde
bebauen und bewahren, 
es war ihr Auftrag. 
Die Schöpfung bewahren.

Die Urgeschichte schreitet schnell fort.
Adam und Eva, Kain und Abel und 
die kommenden Generationen 
entfernten sich Schritt für Schritt von
dem Willen Gottes,
von seinen Vorstellungen,
wie diese Erde zu bebauen und zu bewahren ist.

Wenige Kapitel weiter,
so erzählt es uns die Bibel,
mußte Gott frustriert veststellen,
daß der Menschen Bosheit groß war auf Erden
und alles Dichten und Trachten ihres Herzens
nur böse war immerdar.

Es kam, wie es kommen mußte -
Gott reute es, daß er den Menschen gemacht hatte.
Seine Reue fand Ausdruck in einer mächtigen Aktion.
Verwünschen, verfluchen,
vernichten, vertilgen,
verderben, schlagen -
Es gibt noch viel mehr Worte
für das, was Gott gemacht hatte.

Gott machte eine Katastrophe, - Tabula rasa;
Sintflutartige Regenfälle und
alle geöffneten Brunnen der großen Tiefe
brachten für Tier und Mensch den Tod.

Der Odem des Lebens wich aus 
den ertrinkenden Lebewesen.

Einen seiner Exemplare, 
seines Prototyps Mensch,
hatte sich Gott herausgepickt, 
den Noah samt seiner Sippe.

Noah war nicht ganz so schlecht geraten.
Er war fromm,
ohne Tadel,
er war gerecht -
und somit war er einer, 
der bereit war, mit Gott zu wandeln.
Also einer, der was taugt.

Als der neue Adam,
der neue Mensch, sollte Noah übrigbleiben.
In einem selbstgebauten Kasten 
aus Tannenholzstämmen überlebte
dieser Auserwählte mit seiner Familie
die Kathastrophe.

Warum hat Gott nicht wirklich alles vernichtet?
Wäre es nicht gescheiter gewesen,
auch diesen Noah, ein Abkömmling von Adam und Eva
und dem Mörder Kain, ebenso ertrinken zu lassen?

Ich erinnere mich,
wie ich als Kind 
in einem Sandkasten sitzend
mit Förmchen spielte.
Wenn eine Sandfigur mir nicht gefiel,
wenn ich nicht tief genug gebuddelt hatte,
um feuchteren Sand in das Förmchen geben zu können,
und dann das Sandgebilde in Form eines Kuchens,
an einigen Stellen schnell auseinanderfiel, -
dann habe ich mein Schäufelchen gehoben
und den Sandkuchen platt gemacht.

Das ist normal.

Gott hat Noah geschützt.
Er hat das wohl wissend getan.
Er hat zu ihm gesagt:
„Ich will eine Sintflut kommen lassen auf Erden,
zu verderben alles Fleisch, darin Odem des Lebens ist,
unter dem Himmel. 
Alles was auf Erden ist soll untergehen.
Aber mit dir will ich meinen Bund aufrichten,
und du sollst in die Arche gehen ...“

Gott entschließt sich,
zu seiner Schöpfung zu stehen.
Er weiß, daß es eigentlich Wahnsinn ist -
den Menschen, 
der dem Menschen zum Wolf werden kann,
der sich in seinem Größenwahn gegen 
seinesgleichen und Gott selbst wendet,
weiterhin leben zu lassen.
Dieses aggressive Lebewesen, gottähnlich,
soll fruchtbar sein, sich mehren
und die Erde füllen.

Das Wasser der schrecklichen Fluten 
fließt langsam ab.
Der Tannenholzkasten, genannt „Arche“,
bleibt auf dem Gebierge Ararat stehen.
Dort öffnen sich die Türen zu Leben.
Paarweise verlassen die Tiere das Dunkel
der Arche.

Wir kennen alle 
das Bild der geöffneten Archenoah. 
Von Kindesbeinen an ist es uns im Gedächtnis geblieben.
Im Kindergarten, im Kindergottesdienst,
in der Schule und im Konfirmandenunterricht
sind wir dieser Geschichte begegnet.

Die Frage:
Warum hat Gott nicht alles vernichtet?,
können wir uns nicht erklären,
weder im Kindes- noch im Erwachsenenalter.

Wir stellen lediglich fest,
daß die Erde noch existiert,
daß zur Zeit 6 Milliarden Menschen
auf dieser Erde leben.
Diese 6 Milliarden Menschen
haben den Odem des Lebens in sich.

Sie sind sehr stark bedroht,
das gesamte Leben auf dieser Erde ist bedroht.
Ich bin bedroht,
Du bist bedroht.
Doch Gott hält seinen Bund mit uns.
Er spricht 
und meint es auch so:
„Ich will hinfort nicht mehr die Erde verfluchen
um der Menschen willen;
denn das Dichten und Trachten des menschlichen
Herzens ist böse von Jugend auf.
Ich will hinfort nicht mehr schlagen alles,
was da lebt, wie ich getan habe.
Solange die Erde steht,
soll nicht aufhören Saat und Ernte,
Frost und Hitze, Sommer und Winter, 
Tag und Nacht.“
AMEN

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